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Introduction Speech in Frankfurt Main 2018

by Martin Sawitzki


Pre:

Schönn das ihr alle da seid

Machts euch gemütlich legt euch hin, stellt oder setzt euch. Sucht euch einen Platz und dann legen wir los.

Logistik

(not included)

[Pause]

Eröffnung

Einbindung in Historie, going backwards.

Wir kennen alle unsere eigene Geschichte. Wir kennen die Dinge die wir erlebt haben, die uns zu dem machen der wir sind. Die guten und die schlechten und wir kennen oft die Geschichten unserer Vorfahren. Wieviel schwieriger alles früher war, wieviel man arbeiten musste. Wieviel Aufwand es war allein genug Essen und eine warme Wohnung zu haben. Wie man jeden Tag bergauf in die Schule lief. Doch diese Geschichten gehen meist nur ein oder zwei Generationen zurück. Die Eltern und Großeltern. Der kalte Krieg. Der Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg, der Krieg selbst. Vielleicht hat der eine oder andere noch familiäre Erinnerungen an die Zeit zwischen den Kriegen oder den ersten Weltkrieg. Doch alles davor liest man in Geschichtsbüchern. Es gibt keine Filmaufnahmen vor dem 20. Jahrhundert. Ein paar Jahre noch Fotos und davor nur das geschriebene Wort. Zusammengefasst, angepasst, abgeschrieben, korrigiert, geglättet, zensiert, verfälscht. Und je weiter man zurückgeht umso weniger ist bekannt über den Alltag der Menschen. Über die tägliche Last. Das Mittelalter - finster oder nicht - das römische Reich, mit seinen Bürgerkriegen, unzählige Schlachten und immer wieder die Zeit dazwischen. Aufbauen, säen, ernten. Viele Ereignisse die schlecht dokumentiert sind, oder die wir uns in ihrer Grausamkeit nicht immer wieder lesen möchten. Die Kulturgeschichte der Menschheit geht etwa 5000 oder 10000 Jahre zurück. Und alles davor ist vergessen. Aber wir sind immernoch dieselben Menschen. Seit einer Millionen Jahre gibt es den heutigen Menschen. Über 30.000 Generationen. 30.000mal Eltern und Kinder. Immer wieder aufs neue wurden Menschen geboren, lebten, liebten, kämpften, hatten Kinder (oder auch nicht) und starben. Und wir sind ihre Nachkommen. Wir wissen nicht was in ihnen vorging. Was sie dachten, was sie machten. Aber wir wissen, dass sie immer wieder für das Überleben kämpfen mussten. Und wir können ihnen dankbar sein, denn ohne die Arbeit unserer Vorfahren wären wir heute nicht hier.

Biologie/Physik pre Mensch

Und wenn man noch weiter zurück geht ist noch weniger bekannt. Die Biologie der Menschwerdung, die missing Links. Die Entstehung des Lebens als solches. Unsere Erde ist etwa 4 Milliarden Jahre alt. Unser Sonnensystem wenig mehr. Das Universum etwas mehr als 13 Milliarden Jahre und das meiste davon ist leer, kalt, ungenutzt. Wir wissen nicht ob es noch irgendwo im Universum Leben gibt. Vermutlich ja, aber ein Beweis kann noch lange dauern. Aber wir wissen das es Leben braucht. Intelligentes Leben um aus dem Universum mehr zu machen. Wir sind froh, dass es uns gibt. Und wir schauen in die Zukunft.

Wintersonnenwende / Rückkehr der Sonne

Die Menschen der Vergangenheit hatten oft Angst. Sie waren den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert. Erst in Höhlen, dann in Hütten, Häusern, Burgen, Städten. Immer wieder kam die Natur und nahm ihnen den Lebensraum. Wir haben heute weniger Angst. Die Vorfahren beobachteten, sie entdeckten die Rhythmen. Die Bewohner am Nil entdeckten, dass es jedes Jahr etwa zur selben Zeit Überschwemmungen gibt. Das die Jahre einer Regelmäßigkeit folgten. Sie entwickelten die Kunst die Sterne zu beobachten und den Kalender. Und sie entdeckten das die Zeit in der die Sonne weniger stark scheint, die Tage kürzer werden, das die dunkle Zeit des Jahres immer wieder endet. Und sie feierten es als Wintersonnenwende. Als den Zeitpunkt zu dem die Tage wieder länger werden, die Hoffnung zurückkommt  und ein neuer Zyklus, ein neues Jahr beginnt. Und dies war ein Grund zu feiern. Zusammen, gemeinsam.

Gemeinschaft

Diese Menschen hatten oft nicht viel, aber das wenige das sie hatten mussten sie gut nutzen, um Vorräte zu haben, um im Winter sicher, warm und satt zu sein. Um Saatgut für das nächste Jahr zu haben und um sich zu helfen. Sie waren nicht allein. Immer in Gemeinschaft. Die Alten und die Jungen. Die Starken und die Schwachen, die Gesunden und die Kranken. Man half sich, man kannte sich, man gehörte zusammen. Etwa 150 Personen kann ein Menschen als soziale Kontakte haben. Vermutlich waren die Gruppen oft etwa so groß. So ist es eine menschliche Tradition gemeinsam zu feiern. Denn gemeinsam ist man stark, gemeinsam kommt man weiter. Und zusammen kann man den Winter überstehen und wieder loslegen. Die Gemeinschaft wurde zur Institution, zusammen mit versuchten Erklärungen entstanden Normen, Gewohnheiten, Religionen, Erklärungen für die Welt - falsch oder richtig. Und viele Traditionen die zum Teil nicht mehr zur heutigen Zeit passen. Die uns dumm oder primitiv erscheinen. Aber das gemeinsame Erleben, das gemeinsame Feiern ist ein menschliches Universal. Und dafür sind wir hier. Man mag sagen, dass so eine Sonnenwendfeier - eine Solistice - wie ein religiöses Fest anmutet. Ich sage: man nehme das beste aus den menschlichen Gewohnheiten und mache es sich zu eigen. Man verbringt Zeit mit Menschen die man mag, mit denen man gemeinsame Werte teilt und geniesst einen schönen Abend.

Happiness

Wir haben uns dieses Mal ein Thema überlegt das gut dazu passt. Janko hatte “Raumfahrt” und “Happiness” vorgeschlagen, Happiness hat knapp gewonnen. Dabei ist das ein wichtiges Thema, und auch ein menschliches Universal. Menschen haben schon immer Gefühle gehabt und geäußert. Glücklich sein gehört dazu. Glücklich weil man mit lieben Menschen zusammen ist, weil es einem gut geht.

Glück im Großen. Weil man am Leben ist, weil Kinder geboren werden. Weil eine Katastrophe abgewendet wurde- Glück im Kleinen. Ein Lächeln, ein Stück Schokolade. Eine Umarmung. Ein schönes Bild oder eine schöne Geschichte.

Menschen wollen gerne glücklich sein und dabei gehen sie manchmal seltsame Wege. Man kann es kurzfristig erreichen. Man kann sich Glück kaufen. Man kann es langfristig erreichen oder gar nicht. Man kann Glück übersehen, auch wenn es direkt vor einem liegt. Man kann Glück als Charakter in einem Pixarfilm darstellen. Man kann das Streben nach Glück als Grundrecht verankern. Man kann andere Menschen glücklich machen. Oder die Wissenschaft des Glücks zeigen - wie Eva in einem Vortrag. Man findet sogar als Kunstprojekt das Ministerium für Glück und dazu Glückskarten.

Ein geflügeltes Wort geht: Friede Freude Eierkuchen - ich mag das. Wie so manches Sprichwort ist es ausgeleiert, verbraucht. Zynisch abgewertet, aber nicht falsch. Wir alle wollen Frieden, wir alle wollen Freude. Auch Freunde. Und was man korrekterweise essen sollte, das vertagen wir.

Man kann eine Menge machen um zufriedener, glücklicher, um Happy zu sein. Gerade im Kleinen.

Man kann auch sagen das es wichtigere Dinge gibt als das persönliche Glück. Das auf der Welt soviel Leid ist, warum soll man sich mit sowas beschäftigen. Dazu habe ich den Grundsatz aus der ersten Hilfe: Eigenschutz vor Fremdschutz. Es muß mir gut gehen, damit ich anderen helfen kann. Und wenn ich ein bisschen glücklicher bin, dann kann ich andere Menschen glücklich machen, und helfe indirekt ein bisschen dabei das auch große Themen gelöst werden.

Verweis auf Lesswrong, EA, …

Einige von uns machen mehr. Lesswrong beschäftigt sich mit dem richtigem und dem falschen. Mit Philosophie, Wahrscheinlichkeit, Entscheidungsfindung. Instrumentelle und epistemische Rationalität. Janko hat hier in Frankfurt eine Gruppe aufgebaut die sich regelmäßig trifft. Berlin ist größer, auch die Gemeinschaft der Rationalisten, mit regelmässigen Treffen und einem jährlichen, größeren Event. Aus Berkley gibt es das Center for Applied Rationality. Die Effektiven Altruisten wollen die Welt aktiv verändern - effektiv. 80.000hours möchte sich ganz dem Wohl der Menschheit verschreiben. Einige von uns sind direkter an solchen Projekten beteiligt als andere. Fragt, tauscht euch aus. Wir alle können uns überlegen wo man sich am besten einbringt. Oder wo man an sich selbst arbeiten kann um effektiver, rationaler, ein besserer Mensch und eben auch glücklicher zu werden. Um seine Kraft dem Wohle der Menschheit zu widmen, ihren Nutzen zu mehren, Schaden von ihr abwenden und sie ein Stück in die Zukunft zu begleiten.

Ausblick

Wir feiern hier die Menschheit als ein Licht im Dunkeln. In einem Universum das kalt und leer ist, das immer unordentlicher wird und irgendwann vergeht, sind wir ein kleiner Flecken voller Hoffnung. Wir können etwas bewegen. Menschen können die Welt formen. Im Guten wie im Schlechten. Und vielleicht sogar über unseren kleinen blauen Punkt hinaus. Wir feiern uns, wir feiern gute Ideen, und wir haben ein bisschen Spaß an einem warmen Ort in einer kalten Zeit.

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