It ends with: We’ve made mistakes, and we’ll make them again. There’s no genius that can save us from… And so it’s not certain that we’ll ever be able to accomplish the colonization of space.
Heute möchte ich euch ein paar Geschichten der Raumfahrt erzählen; Geschichten davon, was so alles schiefgehen kann… betrachtet aus der Sicht von Menschen, die dabei waren.
1967 – sechs Jahre nach Kennedys weltberühmter Rede – war Apollo noch immer kein einziges mal mit Menschen an Bord gestartet. Das ganze Apollo-Team arbeitete in halsbrecherischem Tempo daran, das zu ändern.1
Am 27. Januar führten Gus Grissom, Ed White und Roger Chaffee einen Standardtest der Apollo-Raumkapsel am Boden aus, bei der alle Kabelverbindungen unterbrochen wurden, um zu sehen, ob die Kapsel autark funktionieren kann. Schon den ganzen Tag über gab es Probleme, die Crew über Funk zu verstehen; Grissom fragte nach Stunden, in denen sie nur Rauschen hörten: “Wie sollen wir zum Mond kommen, wenn wir nicht einmal zwischen zwei oder drei Gebäuden sprechen können?”
Um 18:20 wurde entschieden, eine Pause einzulegen, bevor die nächste Simulation gestartet würde. Dies sollte ein Test der Notfallevakuierung werden.
Um 18:31 kam plötzlich ein Funkspruch von der Raumkapsel: “Feuer!”
Und gleich darauf: “Wir haben ein Feuer im Cockpit!”
Das Team im Whiteroom außen um die Kapsel herum sprang sofort herbei – sie versuchten, die Tür zur Raumkapsel zu öffnen, und per Telefon Hilfe zu rufen.
Das Geräusch von Luft, die schnell aus der Apollo-Kapsel entwich; eine Flammensäule schoss in die Höhe – ein Druckbehälter war explodiert. Seit Ausbruch des Feuers waren erst 18 Sekunden vergangen, und nun hatte es sich schon rasant ausgebreitet.
Zehn Sekunden später hörten die Helfer außen, die die Tür nicht aufbekamen, die Astronauten noch einmal rufen: “Holt uns hier raus! Wir verbrennen!”
Es gab einen Schrei.
Und dann war alles still.
Drei Monate später, am 23. April 1967 startete Vladimir Komarov an Bord der ersten Soyuz-Mission der UdSSR.2
Um 6 Uhr morgens am nächsten Tag wurden gleich mehrere Such- und Rettungsteams entsandt; per Helikopter flogen sie zu schwarzen Wolken über einem Feld.
Als die Rettungsteams eintrafen, sahen sie das Landemodul am Boden mit dem Fallschirm daneben. Die Landetriebwerke feuerten vor ihren Augen – nun natürlich viel zu spät.3 Das Feuer in der Landekapsel schlug immer weiter um sich; geschmolzenes Metall regnete herab. Für den Piloten kam jede Hilfe zu spät.
Die Rettungsteams hatten mehrere Signalfackeln dabei, um den kreisenden Flugzeugen sofort die Lage am Boden mitzuteilen. Der Fall, dass der Kosmonaut tot sein könnte, wurde aber nicht berücksichtigt – also signalisierten sie, was am dichtesten daran war: „Der Kosmonaut benötigt sofortige medizinische Hilfe.“4 Und lösten damit weitreichende Verwirrung und die falsche Hoffnung aus, dass Komarov den Unfall überlebt haben könnte.
Als Unfallursache stellte sich heraus, dass die Fallschirmleinen sich schlicht und einfach verheddert hatten; der Fallschirm konnte sich nicht richtig öffnen, und die Kapsel schlug ungebremst auf den Boden auf.
Am 17. Januar 1969 waren Soyuz-4 und Soyuz-5 gleichzeitig im Weltall; Soyuz-4 kehrte früh am Morgen zurück. Vom Missionskontrollzentrum aus wurde dem Piloten Boris Volynov durchgegeben, er solle doch eine manuelle Zündung ausprobieren, anstatt der gewöhnlichen Zündung per Autopilot. Als vorbereitende Übung versuchte er, sein Raumschiff manuell zu orientieren. Dies misslang ihm, da während des Orbits nicht genügend Zeit im Tageslicht für die Orientierung zur Verfügung stand.
Das Missionskontrollzentrum blieb dabei – am nächsten Tag sollte er trotzdem eine manuelle Zündung ausprobieren. Volynov tat dies; und der Funkkontakt mit ihm brach ab. In den frühen Tagen des Space Race hatten weder die USA noch die UdSSR Antennen auf der ganzen Welt verteilt, und es war üblich, dass Funkverbindungen nicht ständig aufrechterhalten werden konnten. Als die Verbindung nach langen sieben Minuten wieder hergestellt war, meldete er, dass die manuelle Orientierung ein weiteres mal schiefgegangen war. Schließlich ließ das Missionskontrollzentrum ihn zum Autopiloten wechseln.
Dieser übernahm im nächsten Orbit, führte die Zündung aus; und wieder brach die Verbindung ab. Doch auch als sie wieder hätte hergestellt werden sollen, blieb sie aus; eine Minute verging, eine weitere. Und kein Kontakt mit Volynov.
An Bord der Soyuz-5 hätten sich das Wohnmodul und das Instrumentenmodul von der Landekapsel absprengen sollen. Beim Wohnmodul geschah dies auch, doch die Trennung vom Instrumentenmodul blieb aus. Es hing als totes Gewicht an der Kapsel, die sich somit nicht richtig orientieren konnte; anstatt des Hitzeschildes auf der Rückseite war die Vorderseite der Kapsel in Richtung Erde gewandt, die dafür überhaupt nicht konzipiert war. Der Autopilot versuchte panisch, die Kapsel richtig herum zu drehen, doch die Solarpaneele am Instrumentenmodul stabilisierten sie in der falschen Orientierung; das ganze hin und her führte dazu, dass sich die Kapsel um die eigene Achse drehte; wieder und wieder und wieder.
Die G-Kräfte, die auf Volynov wirkten, wurden stärker und immer stärker. Schließlich schaffte er es, das Missionskontrollzentrum zu kontaktieren; doch er wusste, dass er aus Gründen der Geheimhaltung nicht von der Trennung von Wohn- und Instrumentenmodul reden durfte. Stattdessen beschrieb er so nüchtern wie möglich, dass er die Solarpaneele aus seinem Fenster sehen konnte, und sich alle zwei Sekunden einmal um die eigene Achse drehte, darauf hoffend, dass die Ingenieure am Boden verstehen würden, was los sei.
Volynov begann, die brennenden Dichtungen der Eingangstür zu riechen, mit der voran seine Soyuz-5 durch die Atmosphäre raste. Er griff über seine linke Schulter, und aktivierte einen speziell geschützten Notfallrekorder. Er begann, dem Rekorder all seine Beobachtungen so detailliert wie möglich zu schildern. Im Falle einer tödlichen Landung hätten die Ermittler wenigstens Hinweise darauf, was schiefgegangen war.5
Was als nächstes passierte ist selbst 50 Jahre später noch unklar. Vielleicht hat ein Thermalsensor ein Backupkommando für die Trennung des Instrumentenmoduls ausgelöst. Vielleicht ist Treibstoff im Instrumentenmodul genau so glücklich explodiert, das es abgesprengt wurde.
Die Kapsel konnte sich endlich frei bewegen, und die vorgesehene Orientierung einnehmen. Doch der Eintrittswinkel wich nun stark vom Flugplan ab; die Kapsel begann sich chaotisch und heftig zu bewegen; Volynov musste 9G aushalten.
In einer Höhe von 10 km wurde der Fallschirm ausgelöst. Doch wie schon bei Soyuz-1 begannen die metallenen Fallschirmleinen, sich zu verknoten. Volynov hörte, wie Metall auf Metall kreischte.
Plötzlich entfaltete sich der Fallschirm doch; das metallene Kreischen nahm noch zu, die Kapsel drehte sich anders herum – die Kraft auf dem Fallschirm war groß genug, den beginnenden Knoten zu lösen.
Die Kapsel, eh schon viel zu schnell, war durch den Fallschirm nicht so stark gebremst worden, wie vorgesehen; als sie auf die Erdoberfläche prallte, wurde Volynov schlagartig herumgerissen; seine Zähne schlugen so stark aufeinander, dass die Wurzeln der Zähne in seinem Oberkiefer brachen.
Doch noch immer war er nicht in Sicherheit. Die Außentemperatur betrug minus 38 Grad Celsius. Volynov war mitten in der schneebedeckten kasachischen Steppe; 600 Kilometer von seiner designierten Landezone entfernt.
Erst als die Crew eines Passagierflugzeugs die Kapsel aus der Luft erkannte und ihre Position weitergab, konnte er gerettet werden.
Da seine Zähne so lose waren, konnte er Essen nur per Strohhalm zu sich nehmen. Trotzdem wurde er schon in den folgenden Tagen von der sowjetischen Führung wieder und wieder auf offizielle Zeremonien und öffentliche Events geschickt, bei denen er so tun musste, als ob es ihm nach einer fabelhaft verlaufenen Mission nun ausgezeichnet ginge.
Am 12. Januar 1986 war Wayne Hale für SPAN (Spacecraft Analysis) eingeteilt.6 Er kam etwa zur Mittagszeit zum Dienst, das Space Shuttle Columbia war Stunden vorher gestartet und sicher im Orbit angekommen. Als SPAN war er dafür verantwortlich, Fragen des eigentlichen Flugkontrollteams an die Herstellerfirmen weiterzuleiten. Doch an einem Sonntag, da war nicht viel los; eine ruhige Schicht.
Dies war der 24. Flug eines Space Shuttles; alle dachten, dass die Startschwierigkeiten behoben worden seien. Es wurde gemunkelt, dass Journalisten, Sänger, sogar Lehrer bei den nächsten Missionen mitfliegen könnten.
Neben ihm stand ein Farbfernseher, mit dem Videoübertragungen von der Crew gesehen werden konnten, Übertragungen von den Start- und Landeorten, sogar Wettervorhersagen und Nachrichtensendungen, die sich mit dem aktuellen Flug befassen.
Da der SPAN-Raum diesen Fernseher besaß, war es nicht ungewöhnlich, dass Manager gern mal vorbeikamen, um zu schauen, was aktuell gerade los war – besser, sie stehen in dem eher unwichtigen Raum keinem im Weg, als im Hauptkontrollraum allen auf die Nerven zu gehen.
Einer nach dem anderen kamen mehr und mehr vorbei, bis ein alter Apollo-Veteran plötzlich den Fernseher umschaltete – und American Football anmachte. „Hier ist doch nur SPAN, ist grad nichts los, entspann dich“, sagte er; und der ganze Raum voll anderer, ranghoher Manager nickte.
Am Ende seiner Schicht erzählte Hayle bei der Übergabe davon – und wurde wieder belächelt: „Hey, das ist der 24. Flug; alle größeren Probleme wurden behoben; wir haben ein volles Jahr vor uns; entspann dich einfach!“
Der Rest des Fluges lief wie am Schnürchen. Die hatten wohl alle Recht, hätte er sich mal entspannt.
Eine Woche nach der Landung, am 25. Januar 1986, startete das Space Shuttle Challenger, mit an Bord eine Lehrerin. 73 Sekunden nach dem Start brach es auseinander, alle sieben Insassen kamen ums Leben.7 Die Ursache war ein nachgebender Dichtungsring, der gar nicht für die kalten Umgebungstemperaturen während dieses Starts designt worden war. Schon seit 1977 hatten Manager der NASA darüber gewusst, dass es potentiell katastrophale Probleme mit den Dichtungsringen gab, doch diesen wurde nicht bis zu Ende nachgegangen. Warnungen von Ingenieuren, die die kalten Umgebungstemperaturen an diesem Morgen angesprochen hatten, wurden von ihren Managern ignoriert, und an deren Vorgesetzte nicht weitergeleitet.
Wayne Hale hat es nie wieder irgendwem erlaubt, seinen Fernseher zu missbrauchen.
… und da ist kein Genie, das uns helfen kann
Nach der Columbia-Katastrophe – dem zweiten Space Shuttle, das explodierte – suchte die NASA explizit nach Ideen dafür, ihre Shuttles sicherer zu machen.8 Eine spezielle Webseite wurde eingerichtet, ein Email-Account registriert, die Werbetrommel gerührt – alle, die Interesse hatten, konnten sich melden und Vorschläge unterbreiten. Die Hoffnung war, dass es irgendwo ein unentdecktes Genie gäbe, das DIE Idee hätte; oder zumindest den Beginn einer Idee. Hunderte, tausende von Einsendungen wurden gelesen, analysiert, beratschlagt, und individuell beantwortet. Eine Menge Arbeit!
Ein Vorschlag kam wieder und wieder – um den Schaum des externen Tanks an Ort und Stelle zu halten, warum nicht einfach Kaninchendraht hineintun? Die Idee ist lustig, aber der Draht würde zu sehr viel drastischeren Problemen führen…
Jahre später sprach Hale mit einem der Ingenieure, der die Webseite betreut und die hereinkommenden Ideen bearbeitet hatte. „Aus den hunderten Einsendungen – gab es denn wenigstens irgendeinen Einfall, irgendeine Idee, die am Ende hilfreich war?“
Langes Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Nicht wirklich“, kam schließlich die Antwort.
Wir haben Fehler gemacht, und wir werden es wieder tun. Es gibt kein Genie, das uns davor bewahren kann… Und so ist nicht sicher, ob wir das mit der Besiedlung des Weltraums jemals hinbekommen werden.
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